Tradition Tee

Von der berühmten englischen Tea Time zum türkischen Tee – wir alle kennen wenigstens ein paar lokale und internationale Traditionen, die sich um Tee drehen. Doch was hat es mit ihnen eigentlich genau auf sich? Woher stammen sie, warum gibt es sie? Die britische Tea Time kennen wir ja alle, aber wie sieht es mit dem ostfriesischen Tee aus?

Vielleicht am einfachsten zu erklären ist die türkische Tee-Kultur. Hier ist Tee faktisch das Nationalgetränk Nr. 1, mit bis zu zehn Tassen am Tag. Mit 3,5 Kilogramm Tee im Jahr pro Kopf konsumiert die Türkei den meisten Tee pro Einwohner auf der Welt. Das Wieso ist hierbei ziemlich einfach erklärt. Einerseits ersetzt Tee aus religiösen Gründen in großen Teilen der Türkei, was bei uns mit Kaffee und Alkohol aufgewogen wird, andererseits ist das lokale Klima grade zu ideal für schwarzen Tee. Angebot und Nachfrage, so einfach lässt sich erklären, wieso Tee ein fester Bestandteil des türkischen Alltags ist. Der türkische Tee wird hierbei meist in einer Art Doppelstock-Teepott, dem çaydanlık, zubereitet. Wasser wird in den größeren unteren Pott erhitzt, ehe es in den kleineren oberen Pott umgekippt wird, wo einige Löffel lose Teeblätter hinzugegeben werden. Daraus ergibt sich ein sehr starker Tee, der meist mit dem restlichen Wasser des unteren Topfes verdünnt serviert wird. Zur Auswahl stehen hierbei der starke Koyu-Tee oder der verdünnte Açık-Tee. Getrunken wird der Tee aus tulpenförmigen Gläsern, sogenannten ince belli. Diese erlauben es, den Tee heiß zu genießen, sowie die charakteristische Färbung zu sehen. Die Gläser werden traditionell hierbei am oberen Rand gehalten, um zu verhindern, dass man sich die Finger am kochend heiß servierten Tee verbrennt. Normalerweise wird der Tee mit kleinen Würfeln Rübenzucker serviert und fast nie mit Milch oder Zitrone versetzt.

Für uns etwas lokaler sind wohl die Tee-Traditionen aus Ostfriesland. Etwa 75 % von allen importieren Teesorten in ganz Deutschland werden hier getrunken, was Ostfriesland zum Zentrum des Tees in Deutschland macht. Starke Mischungen aus Assam, Ceylon und Darjeeling werden Besuchern in ostfriesischen Häusern oder bei Treffen gereicht, außerdem gerne zum Frühstück oder der klassischen Kaffeezeit mitten am Nachmittag genossen. Hierbei wird traditionell ein Stück Kluntje (weißer Kandelzucker) in einen leeren Pott gegeben, um damit gleich mehrere Tassen Tee zu süßen. Der Tee wird erst anschließend über den Kluntje gegossen. Eine schwere Creme, die Wölkje gennant wird, wird abschließend hinzugefügt. Der Tee wird ohne einen Löffel serviert, da er nicht gerührt werden soll. Somit ergeben sich drei charakteristische Schichten: die Oberste, die eher nach der Wölkje-Creme schmeckt, der eigentliche Tee und eine gesüßte Schicht mit dem Kluntje am Boden der Tasse. Dadurch ergeben sich drei Geschmäcker aus einer Tasse – eine Abwechslung und Vielfalt, die in Tee fast einzigartig ist. Es heißt, der ostfriesische Tee könne Kopfschmerzen und Magenprobleme lindern, Stress reduzieren und andere kleine Probleme beheben. Vielleicht sind die Ostfriesen deswegen eine so entspannte Gemeinschaft? Gästen wird zumindest immer Tee nachgegossen, wenn die Tasse leer ist. Erst wenn man seine Tasse umgedreht auf den Untersetzer stellt, signalisiert man dem Gastgeber, dass man keinen Tee mehr trinken möchte. Aber aufpassen, denn es gilt als unhöflich, weniger als drei Tassen anzunehmen und zu trinken!

Zurück